Firmenchef Franz Geißler (v. l.) beklagte im Gespräch mit Bürgermeisterin Irene Brauchle, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und dem Bundestagsabgeordneten Martin Gerster (SPD) den Mangel an Fachkräften und an Wohnungen. Foto: Lukas Beck
Die Firma Balkon & Metallbau Geißler in Haslach lässt sich noch andere Sachen einfallen, um Fachkräfte anzulocken - Ausbildungstag am 7. Oktober in Rot an der Rot
In der Schwäbischen Zeitung Biberach berichtete Josef Aßfalg am 22. September:
Haslach - Abseits der Diskussionen in der Bundespartei und in der Regierungskoalition hat der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil im beschaulichen Haslach auf Einladung von MdB Martin Gerster (SPD) bei der Firma Balkon & Metallbau Geißler einen Besuch abgestattet. Geißler sucht händeringend Mitarbeiter und bietet künftig Balkone auch im Internet an.
Das Familienunternehmen hat mehr als 35 Jahre Erfahrung im Metall- und Balkonbau und fertigt Balkone und Geländer aus Aluminium, Edelstahl und Kunststoff. Es hat eine der größten Balkonausstellungen im süddeutschen Raum. Firmenchef Franz Geißler stellte das Familienunternehmen vor. Neben seiner Ehefrau Frieda sind seine Tochter Daniela Maucher mit Ehemann Winfried und sein Sohn Matthias in verschiedenen Bereichen der Firma tätig. "Wir haben 20 Leute beschäftigt", sagte Franz Geißler. Aufgrund der Auftragslage könnten doppelt so viele beschäftigt werden.
Markt ist leer gefegt
Damit war er gleich beim Thema Arbeitskräftemangel und fehlendem Wohnraum. "Der Markt ist leer gefegt" und wenn sich mal einer melde, komme gleich die Frage nach einer Wohnung. Auf einem Foto zeigte er ein Haus mit mehreren Wohnungen, das er gekauft und saniert habe. "Hier wohnt ein Teil unserer Mitarbeiter", sagte er. Daniela Maucher ergänzte, dass im "Personalhaus" vorwiegend Mitarbeiter aus Ungarn und dem früheren Jugoslawien mit ihren Familien unterkommen.
Aufs Jahr umgerechnet, werde eine Strecke von rund fünf Kilometern Balkonen und Geländern saniert oder eingebaut, zählte Maucher auf. "Wir können unsere Kapazitäten aufgrund des Fachkräftemangels nicht mehr erfüllen." Täglich neue Produktionsabläufe erforderten Fachpersonal und Fachkompetenz. "Wir haben ein Nischenprodukt und sind kein Bäcker, der jeden Tag Brezeln und Zöpfe backt", erklärte Daniela Maucher. Zu den Handwerksberufen bei Geißler zählten Metallbauer und Spengler. Die Firma reagiert unter anderem mit der Einrichtung eines Online-Shops: Mit neuen Montagetechniken für Privatkunden soll der Bedarf an firmeneigenen Monteuren reduziert werden. "Das Niveau unserer Qualität muss dabei erhalten bleiben", versicherte Maucher.
Bürgermeisterin Irene Brauchle beklagte ebenfalls den Mangel an Fachkräften und Auszubildenden in der Region und machte auf den Infotag des Handels- und Gewerbevereins in Rot an der Rot in Kooperation mit der Gemeinde am 7. Oktober aufmerksam. "Wir möchten dabei Schülern, Berufstätigen und Suchenden Chancen und Perspektiven aufzeigen und ihnen eine Orientierung geben", so die Bürgermeisterin.
Es gebe eine Mentalität, dass, wer eine Ausbildung mache, weniger wert sei, sagte Lars Klingbeil. "Das ist Quatsch", die Hälfte seiner Kumpels habe eine Ausbildung gemacht, mache einen guten Job "und sie verdienen gut, auch ohne Studium". Eine Ausbildung sei sehr gut, betonte Klingbeil. "Vor allem die deutsche Ausbildung hat eine hohe Qualität", so der Generalsekretär. "Aber wir werden die Leute nicht vom Studieren abhalten können."