„Einem ganz Großen unserer Region wurde heute einen besondere Ehre zuteil“, so der Biberacher SPD-Bundestagsabgeordnete Martin Gerster. Zum Jahrestag des nationalsozialistischen Ermächtigungsgesetzes vom 23. März 1933 hat Bundestagspräsident Norbert Lammert die Benennung zweier Bundestags-Liegenschaften (bisher „Unter den Linden 50“ und „Unter den Linden 71“) mit den Namen des Zentrumspolitikers, ehemaligen Biberacher Reichstagsabgeordneten und Reichsfinanzministers Matthias Erzberger und des Sozialdemokraten Otto Wels bekanntgegeben. Die Namensschilder werden in den nächsten Tagen angebracht.
Damit ehrt der Deutsche Bundestag die Lebensleistung zweier herausragender Parlamentarier der deutschen Geschichte, die jeweils nahezu zwei Jahrzehnte dem Reichstag angehörten und unter Bedrohung von Leib und Leben beispielgebend moralische Größe und demokratische Haltung gezeigt haben.
„Eine Eigenschaft, die auch heute wieder an Bedeutung gewinnt. Leider. In einer Zeit, in der Hass und Hetze wieder Konjunktur haben, ist es umso bedeutender, sich an diese herausragenden Personen zu erinnern und ihrem mutigen Beispiel zu folgen“, so Gerster. Bevor Erzberger Opfer eines Mordanschlages einer nationalistisch-antisemitischen Terrororganisation wurde (1921), war er zunächst Anfeindungen ausgesetzt und wurde zur Zielscheibe und Hassfigur rechter Propaganda erklärt.
„Es ist daher kein Zufall, dass der Hass, den ein Geert Wilders, eine Marine Le Pen oder eine AfD heute säen, sich morgen in Gewalt niederschlägt. Deswegen dürfen wir nicht wegschauen, sondern müssen diesen Neo-Nationalisten entschieden entgegentreten und unsere Demokratie – wie Otto Wels und Matthias Erzberger – gegen ihre Feinde verteidigen.“, so Gerster.